Frauen in der FDP

Wir heißen Frauen bei den Freien Demokraten herzlich willkommen. Wir glaubten, das nicht besonders betonen zu müssen. Aber, doch.
Was war passiert? Nun wir waren ein bisschen entsetzt, in der Kreistagsfraktion und im Managementteam der FDP DA-DI (zahlreiche Frauen), über die Anfrage des Darmstädter Echo. Genetische Auswahlprozesse im Deutschland des 21. Jahrhunderts?
Die FDP Darmstadt-Dieburg erreichte eine Presseanfrage.
Zitat: ... für das Darmstädter Echo schreibe ich einen Artikel über den Frauenanteil in Kommunalparlamenten des Landkreises. Laut einer Broschüre des Landkreises beträgt der Frauenanteil in Gemeindevertretungen bzw. Stadtverordnetenversammlungen nur rund 35 Prozent, im Kreistag sind es 42,45 Prozent. Die FDP-Fraktion hat ja keine Frau in ihren Reihen. Ich hätte folgende Fragen: Woran könnte es liegen, dass sich so wenige Frauen für die FDP engagieren? Was sind generell die Gründe, dass auch im Landkreis deutlich weniger Frauen als Männer auf kommunalpolitischer Ebene in Parlamenten vertreten sind? Was müsste aus Ihrer Sicht getan werden, um den Frauenanteil zu verbessern? ….
What? Man kann eine solche Anfrage an eine liberale Partei durchaus als Kampfansage verstehen. Also mal abgesehen von der etwas verkürzten Erhebung der Tatsachen. Soll das eine Aufforderung sein, die Menschen, die sich bei uns engagieren wollen, nach ihren Genen zu bewerten? Es gab eine interne Diskussion - sind wir eine Männerpartei? Haben wir irgendwie die Aufklärung und die Emanzipation verpasst? Brauchen wir Quoten? Unsere Pressesprecherin, Sandra Ciupka, hat da ein klare Meinung:
Ich empfinde die FDP nicht als Männerpartei. Warum auch? Ich habe in den vergangenen Monaten Wahlkampf gemacht für MASZ, Isabel Schnitzler und Viola Gebek. Ich habe bei den Liberalen viele tolle Frauen kennengelernt. Diese Frauen werden gefördert, ja geradezu hofiert. Keiner hier hat behauptet, dass wir mit dem jetzigen Frauenanteil zufrieden sein können. Man kann sicherlich diskutieren darüber, wie wir noch mehr Frauen erreichen. Dass wir keine Familienthemen bedienen, würde ich so aber nicht stehen lassen: Ganztagsbetreuung beispielsweise ist ja im Kreis gerade unser Ding!
Wer sich wirklich überflüssig macht, ist eine Partei, die sich an Rot-Grün orientiert. Wir haben praktisch alle Wähler an die CDU/CSU und die AfD verloren. Die anderen Wählerwanderungen sind vernachlässigbar. Ein weiterer Linksruck der Partei wäre unser Todesstoß. In einer solchen Partei würde ich mich auch nicht engagieren wollen - Frau oder nicht.
An das Darmstädter Echo:
Nachdem wir im Managementteam der FDP Darmstadt-Dieburg den ersten Schock über ihre Anfrage verdaut haben, möchte ich Ihnen nun gerne antworten. Lassen Sie mich dennoch zunächst unserer Verwunderung Ausdruck verleihen: Wir leben im Jahr 2025 und wir sind eine liberale Partei. Wir betrachten die Chromosomensätze unserer Mitglieder nicht.
Die FDP Darmstadt-Dieburg ist natürlich bestrebt, ihre Mitgliederanzahl und die Anzahl der politischen Ämter stetig zu erhöhen und dabei einen möglichst repräsentativen Spiegel der Gesellschaft abzubilden: Aber wir, insbesondere als Freie Demokraten, bewerten Menschen nicht nach ihrem Genom. Nicht nach ihren Geschlechtsmerkmalen, nicht nach Herkunft, generell nicht nach äußeren Merkmalen. Wir Freien Demokraten fühlen uns zutiefst dem Gedanken an die Leistungsgesellschaft verpflichtet, in der freie Bürger ihren Platz in eben dieser Gesellschaft aufgrund ihrer Leistung, ihrer Talente, Leidenschaften und Arbeit in der Gesellschaft finden. Explizit nicht über die Betrachtung ihres Geschlechts.
Wir haben dann dennoch mal auf die Schnelle nachgesehen, wie denn der Frauenanteil in den Parlamenten in unserem Umfeld so aussieht. Obwohl, ich betone das noch einmal, wir solche Betrachtungen normalerweise nicht anstellen. Dieburg: Zwei Frauen im Parlament, eine im Magistrat, damit höher als 75%. Groß-Zimmern, Seeheim-Jugenheim: 50%. Griesheim: 33 Prozent. In Modautal sind es gar 100%, aber: als kleine Partei sind wir häufig mit ein- oder zwei Personen in den Gremien vertreten – da ist eine prozentuale Betrachtung der Geschlechtsverhältnisse unsinnig. Oder wir sollte man eine Parität im Parlament in Weiterstadt gewährleisten, in dem wir nur mit einer Person (einem Mann) vertreten sind? Auf Kreisfraktionseben sind wir mehr als stolz auf unsere langjährige Dezernentin für Bildungsangelegenheiten Frau Dr. Margarete Sauer. Zu den letzten Kommunalwahlen standen auf den vorderen Plätzen der FDP drei Frauen zur Wahl. Als Partei ist es uns, natürlich, unmöglich zu beeinflussen, wie der Wähler wählt und als kleine Partei ist es, wie schon geschrieben, so gut wie unmöglich eine Geschlechterquote in Parlamentsfraktionen einzuhalten – wenn wir das denn wollten. Wir wollen es nicht.
Im Kreisverband Darmstadt-Dieburg haben wir zahlreiche Frauen in Führungspositionen. Linda Böckstiegel ist meine Stellvertreterin. Sandra Ciupka ist unsere Pressesprecherin, war Landtagskandidatin. Kirsten Willenbücher ist unsere Vertretung im Landesvorstand der FDP. Prof. Dr, Angelika Naake ist Fraktionsvorsitzende in Griesheim und langjährige Vorsitzende der Liberalen Frauen Hessen (Hinzugefügt). Die Ortsverbände Groß-Zimmern/Roßdorf, Modautal, Seeheim-Jugenheim, Schaafheim werden von Frauen geführt. Der Landesverband der FDP wird von einer Frau angeführt ebenso wie die FDP-Fraktion im hessischen Landtag.
Uns, der FDP insgesamt sowie der FDP Darmstadt-Dieburg insbesondere sind liberal-politisch engagierte Frauen ebenso willkommen wie Männer. Ich wiederhole es erneut: Wir unterscheiden nicht nach Geschlecht. Jede und jeder mit dem Willen die Sache der Freien Demokratie voranzubringen ist bei uns willkommen. Und wie die obige Aufzählung hoffentlich verdeutlicht, haben wir Frauen in verantwortlichen Positionen, in Führungspositionen in unserer Gemeinschaft. Natürlich wird man freiwillig Mitglied der Freien Demokraten. Oder man wird es nicht. Ist man Mitglied, wird man zu nichts gezwungen. Es steht jedem Mitglied völlig frei, den Grad seiner Mitwirkung, die Ebene der Verantwortung selbst zu wählen. Das bedeutet selbstverständlich auch: Wir besetzen Ämter und Positionen nicht nach Geschlechtskriterien, nicht nach Prozenten und auch nicht nach erblicher Anlage zu verringertem Haupthaarwuchs. Bei uns zählt nur Liberalismus, Leidenschaft und Leistung.
Im Übrigen: Die FDP auf Bundesebene ermutigt Frauen, sich politisch zu engagieren und Parteiämter und Mandate zu übernehmen. Frauen, die das möchten, werden gefördert, zum Beispiel durch Female-Empowerment-Kurse der Friedrich-Naumann-Stiftung.
Ich hoffe Ihnen damit weitergeholfen zu haben und stehe natürlich für weitere Fragen zur Verfügung. Mit liberalen Grüßen und XY Chromosom
Mathias Zeuner
Aber: bei uns haben auch Frauen was zu sagen. Deswegen das Statement unserer ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten und MINT Beauftragten Frau Dr. Margarete Sauer:
Dass Zahlen und Statistiken oft wenig aussagekräftig sind, wissen wir alle. Die FDP-Fraktion in Groß-Umstadt besteht z.B. aus drei Mandatsträgern, von denen zwei Frauen sind, und nur die FDP hat eine Fraktionsvorsitzende (nämlich mich), klar, die Grünen haben ein „Pärchen“. Wenn unser männliches Mitglied wegen seiner Leidenschaft für Eintracht Frankfurt mal fehlt, mache ich mir den Spaß und betone in den Sitzungen, dass wir von der FDP-Fraktion eine 100%ige Frauenquote haben. Auch im Frauenbeirat von GU sind wir von der FDP neben der SPD oft die einzigen, die zu zweit an den Sitzungen teilnehmen.Im vergangenen September hat der Frauenbeirat eine vielbeachtete Veranstaltung zu „Mehr Frauen in die Kommunalpolitik“ durchgeführt, deren Ergebnisse ich Ihnen angehängt habe. Inzwischen setzen wir die Initiative fort und wollen bis zur Kommunalwahl noch parteiübergreifend mehrere Veranstaltungen zu diesem Thema durchführen, die immer von zwei Parteien vorbereitet werden, SPD und Grüne machen den Anfang, FDP und CDU werden die 2. Runde übernehmen.
Natürlich hat die Kreistagsfraktion nur 4 Männer, aber dafür mich als weibliche Kreisbeigeordnete, Freie Wähler, Linke, Grüne haben dafür Männer entsandt. Und ich bin eine Kreisbeigeordnete mit eigenem Geschäftsbereich und Büro, was für eine Oppositionsvertreterin ohnehin ein Unikum ist. Auch vertrete ich als MINT-Beauftragte ein klassisches „Männer-Thema“!
Gerne bleibe ich dazu mit Ihnen im Gespräch!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Margarete Sauer, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Ehrenamtliche Kreisbeigeordnete
Klar, wir haben, wie so oft, etwas mehr zu einem komplexen Thema zu sagen, als man drucken kann. Bzw. gedruckt bekommt. Es ist ein bisschen mehr als die üblichen Phrasen, die dann abgesondert werden. Deswegen, wir verstehen das, war das, was dann im Echo erschien etwas verkürzt.
Der FDP geht es nicht ums Geschlecht
„Wir betrachten die Chromosomensätze unserer Mitglieder nicht“, erklärt Mathias Zeuner, Vorsitzender des FDP-Kreisverbands. In der FDP-Fraktion (vier Abgeordnete) gibt es keine Frau. „Wir Freien Demokraten fühlen uns zutiefst dem Gedanken an die Leistungsgesellschaft verpflichtet, in der freie Bürger ihren Platz in eben dieser Gesellschaft aufgrund ihrer Leistung, ihrer Talente, Leidenschaften und Arbeit in der Gesellschaft finden. Explizit nicht über die Betrachtung ihres Geschlechts.“
Dr. Margarete Sauer von der FDP verweist darauf, dass sie als weibliche Kreisbeigeordnete tätig ist. In Groß-Umstadt, wo sie aktiv ist, habe der Frauenbeirat eine Veranstaltung zu „mehr Frauen in die Kommunalpolitik“ organisiert, die nun parteiübergreifend fortgesetzt werden soll.
Ich übersetz das mal: Wir heißen Frauen bei den Freien Demokraten herzlich willkommen.